Aus dem Tagebuch eines Dackels

Dienstag, 9. April 2024

Ich heiße Maja, wohne in der Mitte Westfalens und bin schon fast drei Jahre alt, nach menschlichen Maßstäben. Manchmal werde ich als „Würstchen“ bezeichnet. Da stehe ich drüber, denn ich habe das Herz eines Löwen. Ich gehe gern spazieren. Aber nur bei schönem Wetter, weil ich keine nassen Pfoten mag.

Es hat aufgehört zu regnen. Nun zügig die Leine angelegt und schnell um die Ecke in den Kaltenhagen, meine Lieblingsroute. Ich bin Führungskraft – und mein Herrchen folgt mir. Keine besonderen Vorkommnisse, bis mir ein Jagdhund gegenübersteht. Der Rudelführer vom Lindacker höchstpersönlich! Etwas größer und drahtiger als ich, aber ohne Manieren, wie ich im nächsten Moment schmerzhaft erfahre.

Attacke! Der Rüde schert sich nicht um Recht und Ordnung. Mit einem Satz reißt er sein Herrchen zu Boden und fällt wild über mich her. Sein gieriger Blick sagt alles: „Du bist meine Beute, ich habe Dich zum Fressen gern.“ Er beißt mir in den Rücken. Mehrmals! Er bohrt seine harten Reißzähne in meinen weichen Dackelkörper, schüttelt mich durch wie einen ausgewachsenen Hasen. Könnte aufgrund meiner „Löffel“ eine Verwechslung vorliegen? Nicht auszuschließen. Aber an einer sachlichen Diskussion scheint der Gegner kein Interesse zu haben. Für ihn gilt das Recht des Stärkeren!

Ein Dackel kennt keinen Schmerz. Also bin ich tapfer. Aber weh tut es trotzdem. Sogar sehr weh! Ich blute wie ein Schwein. Ich jaule um mein Leben. Mein Herrchen versucht, mich aus der Kampfzone zu ziehen, vergeblich. Das Raubtier lässt nicht locker und hat es jetzt auf mein Waidloch abgesehen. Bin mit zwei Beinchen schon im Dackelhimmel.

Die Angriffe dauern nur ein paar Sekunden. Aber mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Auf einmal ein Hoffnungsschimmer: Der „Bluthund“ lässt mich los und beißt stattdessen die Hand, die ihn sonst füttert. Ich rieche frischen „Beamten-Schweiß“ mit einem Schuss Jägerblut. Das ist meine Chance. Unter Schock flüchte ich nach Hause, dann werde ich schnell zum Tierarzt nach Werl gebracht. Notfall! Ich werde gesäubert, geklammert und gepritzt und erhalte sogar eine Drainage. Gut, dass ich das nicht mehr spüre, denn ich schlafe. Alles für den Dackel, auch die Narkose.

Als ich aufwache, stecken Kopf samt Schlappohren in einem Trichter. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Aber ich lebe!