Berlin/Rom/Welver – Bundespräsident Gauck wird in Welver erwartet. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen in der Bundeshauptstadt zu erfahren war, könnte das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte dieses Jahres zu einer Visite in die Mitte Westfalens aufbrechen, auf besonderem Wunsch der Pfarrgemeinde St. Maria.
Am Rande des Besuchs von Bundespräsident Gauck im sauerländischen Arnsberg (11.03. 2015) soll die Einladung übermittelt worden sein, verbunden mit der Bitte, ein präsidiales Grußwort zu halten.
Als Staatsoberhaupt dürfe er über alles reden, sogar über Swidbert, nur nicht über 40 Minuten, wie schon Martin Luther geraten habe. Bei der Gelegenheit könne er sich auch gleich ein Bild von der Lage der Menschen diesseits und jenseits des Salzbaches machen, die Schritt für Schritt zusammenwachsen würden.
Bundespräsident Gauck freut sich auf den Mittelpunkt Westfalens
Der Bundespräsident habe dieses Ansinnen zunächst dankend abgelehnt, sich aber nach reiflicher Überlegung doch noch bereit erklärt, zu kommen. Als Termin biete sich der „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober 2015 an.
Allerdings, so heißt es weiter, bleibe für die Staatsvisite nur sehr wenig Zeit, weil der Gastgeber noch am selben Tag zu einer Privataudienz beim Papst geladen sei, gemeinsam mit dem Bundespräsidenten. Der Vatikan wollte dies weder bestätigen noch dementieren.
Zweifellos könnten von dem historischen Treffen auf westfälischem Boden wertvolle Impulse für die Ökumene ausgehen. Schließlich ist der Bundespräsident von Haus aus evangelischer Pfarrer – und ein glänzender Prediger der Freiheit, der den Vergleich mit katholischen Würdenträgern nicht zu scheuen braucht.
50 Jahre, nachdem die Queen mit einem Sonderzug durch die westfälische Provinz gereist ist, und 25 Jahre nach der Wiedervereinigung hätte dieser erste innerdeutsche Staatsbesuch in Westfalens starker Mitte auch eine enorme politische Bedeutung. Denn die Großgemeinde Welver, soviel hat sich mittlerweile auch in Berlin und Rom herumgesprochen, gilt als der wohl heißeste Konfliktherd im Kreis Soest.
Der Bundespräsident hat wiederholt bewiesen, dass er sich auf politisch vermintem Gelände zu bewegen weiß. Es wird darüber spekuliert, ob das Staatsoberhaupt 367 Jahre nach dem Westfälischen Frieden mit einem Aufruf zur Versöhnung die berüchtigten Grabenkämpfe im Rat der Gemeinde beenden könnte.
Viele Menschen hoffen auf den Erfolg seiner Mission, noch bevor die Großgemeinde im Interesse der Bürgerinnen und Bürger aufgelöst wird. Allerdings ist mit heftigem Störfeuer zu rechnen. So soll es Politiker geben, die bereits rechtliche Schritte gegen den möglichen Auftritt des Bundespräsidenten im Rathaus prüfen lassen, selbstverständlich auf Kosten der Steuerzahler.
Das Bundespräsidialamt wollte sich zu derartigen Spekulationen nicht äußern, auch nicht zu der Frage, ob die Avantgarde der St. Hubertus Schützenbruderschaft Scheidingen im 90. Jubeljahr ihres Bestehens die Ehrenformation bei der Ankunft des Staatsoberhauptes stellen könnte. Man stecke noch mitten in der Planung, übrigens auch hinsichtlich der Begleitmusik.
Erfahrungsgemäß wird das musikalische Rahmenprogramm auf harmonische Weise abgestimmt, wobei im vorliegenden Fall sogar Rom beteiligt sein soll. Außerdem werden noch talentierte Musiker gesucht, die sowohl stramm stehen als auch ein paar zackige Märsche blasen können. Für diese Aufgabe scheinen die Scheidinger Hirschbläser wie geschaffen zu sein, während dem Musikverein Niederense nach der Schützenfestsaison die Puste ausgehen dürfte.