Nach dem deutschen Weingesetz ist die „Auslese“ ein Gütesiegel, ein Prädikat für Qualitätsweine. Bezeichnet werden damit Spitzenweine aus vollreifen, oft edelfaulen, ausgesuchten Trauben.
Auch beim Kaffee haben wir es mit Auslesen zu tun. Wahre Kaffeetrinker, so die Werbung, vertrauen auf eine aromatische Komposition erlesener Kaffeebohnen, welche in einem besonders schonenden Verfahren geröstet werden. Das wäre die Krönung.
In der Mitte Westfalens, so wird versichert, werde selbstverständlich der „Grundsatz der Bestenauslese“ beachtet. Ob bei Einstellung, Beförderung, Aufstieg oder Versetzung von Beamtinnen und Beamten, dieses im Grundgesetz verankerte Prinzip gelte auch im Welveraner Rathaus. Sogar bei der Besetzung von Spitzenpositionen.
Das klingt beruhigend für die Bürgerinnen und Bürger, die sich im 50. Jubeljahr der Gemeinde Welver an etlichen großen „Baustellen“ erfreuen. Als Beispiele seien genannt: Haus Nehlen in Berwicke genauso wie das etwas kleinere Scheidinger Denkmal; ferner das Gewerbegebiet am Bierbäumchen, das seit mehr als 20 (!) Jahren auf einen aktualisierten Bebauungsplan wartet. Und nicht zu vergessen, der teure Kanalbau. All das fällt in den Fachbereich „Planen und Bauen“ – und vieles andere mehr.
Allerdings fragt sich so mancher Bürger, was die Gemeinde unter „Bestenauslese“ versteht. Könne man noch ernsthaft von einer „Auslese der Besten“ sprechen, bei nur einem einzigen Bewerber im internen Besetzungsverfahren? Zudem werde in vergleichbaren Fällen ein erfolgreich abgeschlossenes Studium in einer bautechnischen Disziplin vorausgesetzt, z. B. als Ingenieur oder Architekt.
Dabei hätte es eine alternative Lösung geben können, eine echte Wahlmöglichkeit zwischen zwei oder mehreren Kandidaten, die sich um die zunächst extern ausgeschriebene Position des Bauamtsleiters beworben hatten. Diese Chance wurde vertan.
Zur Erinnerung: Im vergangenen Dezember hatte sich der Rat auf keinen Bewerber einigen können. Diese Personalangelegenheit im nichtöffentlichen Teil der Sitzung war so vertraulich, dass sie schon kurz darauf in der Zeitung stand. Ob der „Eklat“ tatsächlich an der (mangelnden) Fachkompetenz der Bewerber lag? Oder war es nur eine weitere Schlacht im jahrzehntelangen kommunalen Grabenkrieg? In Welver nichts Neues!
Nach diesem „Fronterlebnis“ zogen die Kandidaten ihre Bewerbungen zurück. Wer will es ihnen verdenken. Niemand lässt sich gern in einem schonungslosen Verfahren „rösten“, nicht einmal eine Kaffeebohne aus Kenia, die in einem Heißgetränk auf dem Schreibtisch eines Verwaltungsmitarbeiters in der Mitte Westfalens landen könnte.
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