Soester Anzeiger und Pfarrnachrichten St. Maria planen Megafusion

Soest/Welver/Scheidingen – Jetzt könnte zusammenwachsen, was schon lange zusammengehört. Wie aus gut unterrichteten Medienkreisen zu erfahren war, wollen der Soester Anzeiger (Auflage rd. 34.000 Ex.) und die Pfarrnachrichten von St. Maria Welver (Auflage rd. 340 Ex.) noch enger zusammenarbeiten und zum 3. Oktober 2014 fusionieren.

Swidberts Anzeiger

Mustervorlage: So könnte der „Kopf“ des neuen Hochglanzblattes aussehen

Seit ein paar Jahren vergeht kaum ein Tag ohne Jubelmeldung aus Kirchwelver. Nach einer aktuellen Presseauswertung bestehen die Lokalnachrichten aus dem Großraum Welver mittlerweile zu 93,45 Prozent aus Berichten und Fotos rund um die neue Pfarrei St. Maria. Gefühlt liegt dieser Wert noch höher.

Das Pressematerial von St. Maria sei so glänzend, dass sich damit mühelos ganze Seiten füllen ließen, verkündete der Soester Anzeiger. Man habe es mit einer klassischen „Win-Win-Situation“ zu tun, aus der alle Beteiligten ihren Nutzen zögen.

Der notwendige Interessenausgleich werde über eine besonders effiziente Form der Arbeitsteilung hergestellt, eine vielfach geübte Praxis, die sich nachhaltig auf die Qualität der täglichen Berichterstattung auswirke. Die angestrebte Fusion biete die einmalige Chance, die führende Wettbewerbsposition in einem heiß umkämpften Markt langfristig zu sichern.

Auch schon vor der historischen Vereinigung von St. Bernhard und St. Peter und Paul sollen ungezählte Verlautbarungen aus Kirchwelver wortwörtlich übernommen worden sein. Dabei sei für das Projekt „Liebesheirat“ der einst selbständigen Pfarrgemeinden besonders laut getrommelt worden, so der weit verbreitete Eindruck.

Die zuständige Lokalredaktion wollte dies weder bestätigen noch dementieren, zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Auswahl und Gewichtung der Artikel richtig sei. Schließlich könne man nicht oft genug in der Zeitung stehen. Außerdem bliebe immer noch genug Platz für Karneval, Schützenfeste und ein paar reizende Polit-Possen aus Westfalens starker Mitte.

Nicht jeder verträgt so viel (Presse-)Weihrauch! Tatsächlich gibt es doch immer noch Leser, die sich bei der Zeitungslektüre erstaunt die Augen reiben. Diese Abonnenten legen Wert auf sorgfältige Recherche, Objektivität und Unabhängigkeit, auf die saubere Trennung von PR-Texten (Werbung) und redaktionellen Beiträgen, von Information und Meinung.

Sie legen Wert darauf, dass bei strittigen, problematischen Themen mindestens zwei voneinander unabhängige Quellen befragt werden. Und sie erwarten, dass Journalisten keine (Neben-)Tätigkeit ausüben, die die Glaubwürdigkeit der Presse in Frage stellen könnte. All das gelte auch für Nachwuchstalente, die sich eines Ghostwriters bedienten – und umgekehrt.

Nach dem Rückzug der „Westfalenpost“ gäbe es immer weniger „Edelfedern“, die ihr Handwerk verstünden. Stattdessen jede Menge „Bratwurstjournalismus“, mit dem die Leser abgespeist würden. Hinter vorgehaltener Hand sprechen manche sogar schon von „Hofberichterstattung“!

Die Pressestelle des Erzbistums Paderborn wies diese Kritik zurück. Es sei wichtig, neue Wege zu gehen und Kräfte zu bündeln, um die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Die intensive Zusammenarbeit von Soester Anzeiger und Pfarrnachrichten St. Maria nach dem „Welveraner Modell“ habe sich bewährt, eine Fusion sei längst überfällig.

Von den Synergieeffekten, auf gut deutsch Einsparungen an Papier, Personal und Pressevielfalt, würden beide Partner gleichermaßen profitieren. Alle Beteiligten hätten demokratisch beschlossen, noch in diesem Jahr am „Tag der Deutschen Einheit“ feierlich zu verschmelzen. Das letzte Wort habe selbstverständlich der Bischof.

Das neue Blatt soll zweisprachig erscheinen, und zwar auf Deutsch und Latein. Für dieses einzigartige Druckerzeugnis auf dem deutschen Zeitungsmarkt wird noch ein passender Name gesucht. Dieser Name sollte die örtlichen und medialen Traditionen berücksichtigen, z. B. „Acta Diurna Swidberti“, was übersetzt so viel heißt wie „Swidberts Anzeiger“.

Hintergrund: Wer war Swidbert?

Swidbert alias Suitbert (der „Glänzende“) stammte aus England und starb im Jahr des Herrn 713 in Swidbertswerth, dem heutigen Kaiserswerth bei Düsseldorf, seiner langjährigen Wirkungsstätte. Seitdem ist viel Wasser den Rhein und Salzbach hinuntergeflossen.

Im vergangenen Jahr kandidierte Swidbert in Westfalens starker Mitte – als Namenspatron für die neu zu gründende Pfarrei. Gegen Maria und die übrigen Bewerber(innen) hatte er als Wahlrheinländer mit angelsächsischen Wurzeln jedoch keine Chance und landete weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Mit ziemlicher Sicherheit gehörte der „Jordan“ nie zu Swidberts Wunschreisezielen, auch nicht zu seinen Lebzeiten. Vieles spricht dafür, dass er lieber beim Papst in Rom glänzen wollte. Ob ihm das gelang, ist nicht überliefert.

Der Legende nach hat er sich auf dem Weg vom Rhein an den Tiber nach Scheidingen verirrt. Dort soll er sich in einer kargen Klause, die später nach ihm benannt wurde, von den Strapazen des wochenlangen Fußmarsches erholt haben. Damals gab es noch keine Billigflieger, geschweige denn „Flughafen-Bischöfe”.

Swidbert-Klause

Die „Swidbert-Klause“ am Scheidinger Schattertgraben

Kaum wieder bei Kräften ging Swidbert an die Öffentlichkeit. Am 3. Oktober des Jahres 690 gab er dem „Germanischen Götterboten“, einem Vorläufer des Soester Anzeiger, das erste Exklusivinterview auf westfälischem Boden.

Dieses Ereignis, ein Meilenstein der Mediengeschichte, soll sich in der „Swidbert-Klause“ zugetragen haben. Über den Inhalt des Interviews und die Qualität der „Fotos“ kann nur spekuliert werden, weil die betreffende Pergamentausgabe des „Götterboten“ seit der Reformation als verschollen gilt.

Fest steht, dass die „Swidbert-Klause“ den Vergleich mit den amtlichen Denkmälern der Großgemeinde Welver nicht zu scheuen braucht. Wenige Wochen vor der Kommunalwahl werden Forderungen an die Politik laut, nicht nur die Abwasserfrage in Westfalens starker Mitte zu klären, sondern auch das wertvolle historische Erbe am Scheidinger Schattertgraben für nachfolgende Generationen zu erhalten. Womit ginge das besser als mit einer Denkmalschutzplakette!

Spätestens am 3. Oktober sollte die „Swidbert-Klause“ wieder im alten Glanz erstrahlen, damit „Swidberts Anzeiger“ in seiner Erstausgabe mit einer tollen Titelstory aufmachen kann.

 

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